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I q u i q u e

    12. Juli 1835
" Wir gehen im Hafen von Iquique vor Anker.
Das Dorf, das allenfalls 1.000 Einwohner hat, liegt in einer sandigen Ebene am Fuß einer Gebirgskette, die, 2.000m aufragend, den Küstenstreifen beherrscht. Wir befinden uns inmitten einer richtigen Wüste. Alle sieben oder acht Jahre regnet es hier lediglich ein paar Minuten. Nichts Bedrückenderes als diese Stadt, der winzige Hafen, die unscheinbaren Boote und das Grüppchen zusammengekauerter, heruntergekommener Häuser, die sich krass von der majestätischen Landschaft abheben und vor der Kulisse dieser gewaltigen Natur geradezu verloren wirken. Die Menschen leben hier wie an Bord eines Schiffes: Alles muss aus der Ferne herangekarrt werden. Sogar das Wasser kommt mit Schiffen aus Pisagua und wird für 9 Reales pro Fass 18 Gallonen verkauft. Eine Flasche Wasser kostete mich letztens 30 Céntimos. Auch das Feuerholz wird aus der Ferne herbeigeschafft und sämtliche Lebensmittel müssen importiert werden.

Ein Tag nach meiner Ankunft gelang es mir nach langer Suche und zum Preis von 100 Frances einen Führer und zwei Maultiere aufzutreiben, die mich in die Gebiete bringen sollten, in denen Salpeter gefördert und aufbereitet wird. Diese Produktion ist für den Reichtum in Iquique verantwortlich. 1890 begann man mit dem Export des Salzes und machte allein in den Ländern Frankreich und England einen Jahresumsatz von 10.000 Pfund. Verwendet wird diese Substanz vorrangig als Düngemittel, aber auch zur Produktion von Salpetersäure. "

Charles Darwin: Reisetagebuch                



 
Iquique um 1889 - Die erste Entsalzungsanlage wurde 1845 eingeweiht. Anfangs produzierte diese Wasseraufbereitungs-
anlage lediglich 180 Gallonen Trinkwasser pro Tag. Später waren es dann 400 Gallonen. (Foto aus dem Album Salitreras de Tarapacá von L. Boudat)
  BEVÖLKERUNG VON IQUIQUE

"Im Jahre 1885 fand die erste Volkszählung der Republik Chile statt, die die neu hinzugewonnen Gebiete Tarapacá und Antofagasta mit einschloss. Diese territoriale Expansion hatte über Nacht die Ausgangsposition der wirtschaftlichen Entwicklung Chiles verändert.
Die Volksszählung von 1885 dokumentiert diesen Boom: Iquique zählt 16.414 Einwohner.

  1820 .....................  50 Einwohner
  1862 .................. 2.485       "
  1872 .................. 5.088       "
  1876 .................. 9.222       "


Roberto Hernández C. El Salitre.


  "VÖLKER, DIE IHRE GESCHICHTE VERGESSEN,
SIND DAZU VERDAMMT,
IHRE FEHLER ERNEUT ZU BEGEHEN."

George Santayana            


  Iquique, 23 Dezember 1907

Liebe Großmutter

    Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen von den Sorgen meines Vaters bezüglich der Probleme im Werk und von den Streiks der Arbeiterschaft in Iquique und der umliegenden Pampa berichtet habe und dass wir das Haus nicht verlassen durften? Wie ein von Ferne hörbares Raunen zogen die Arbeiter aus der Pampa hinunter in die Stadt. Es waren viele: Männer, Frauen, Kinder, Großmütter und Großväter. Sie brachten ihre Hunde mit, die zwischen den Beinen herumsprangen, als wüssten sie, dass sie Teil eines historischen Ereignisses sein würden. Die Frauen kamen mit großen Körben, Töpfen und Löffeln, die Babys vor den Bauch gezurrt und die Männer mit dem Jüngsten auf den Schultern.
    Es war unerträglich heiß. Der Camanchaca¹ blieb aus und versagte uns die gewohnte Erfrischung - die Hitze lag wie eine schwere Decke über der Stadt. Die Tage verstrichen, die Menschen verharrten in der Stadt und gaben die Hoffnung nicht auf. Juan meinte, dass die Pampinos abwarteten, bis ihren Forderungen Folge geleistet würde. Sie wollten vieles verändern, Großmutter. Sie forderten zum Beispiel, dass die Fichas² abgeschafft werden sollten, dass in den Schulen auch Nachmittagsunterricht angeboten und die medizinische Versorgung verbessert werden sollte. Aber sie hatten keinen Erfolg. Über Nacht zogen Soldaten in die Stadt ein, es kam zu Kämpfen, gefolgt von Schreien, gefolgt von Schüssen.
    Großmutter, die Pampinos konnten nicht in die Pampa zurückkehren. Sie wurden erschossen und die Schreie, die durch die leeren Straßen hallten, wurden von der verzweifelten Totenklagen ersetzt - gleich dem Jaulen eingesperrter Hunde. So viele Tote. Nur aus Hoffnung auf ein besseres Leben.
    Der Geruch von Schießpulver und Angst liegt noch immer in der Luft. Machen Sie sich keine Sorgen um uns. Uns geht es gut. Mein Vater möchte, dass wir ein paar Tage zur Erholung nach Tiviliche fahren und dort Silvester feiern.

Viele liebe Grüße. In Erwartung Ihrer Antwort.
Ihre Enkelin Isabelle


Georgina Gubbins: Cartas del Desierto

¹ Nebelschwaden, die von der Küste aus ins Land ziehen.
² Hartgummimünzen, die in den Salpeterstädten als Zahlungsmittel genutzt wurden.
 





 Schule Santa María von Iquique - Schauplatz des Massakers gegen die
 Arbeiter der Salpeterwerke am 21. Dezember 1907 (Foto: anonym)


 
Friedhof Nr. 1 von Iquique - Hier befindet sich das Grab von Pedro Gamboni Vera (1825-1895), ein chilenischer Ingenieur, der entscheidend zur Entwicklung der Salpeter- und Jodproduktion beitrug.


 
Plaza Arturo Prat von Iquique (Foto: anonym, um 1922)


   
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